Wie baue ich mir eine kleine Internet-Site


Ein Bericht aus eigener Erfahrung

von Jürgen Helbing

im März 1996


Copyright

Dieser Bericht ist auf meinem eigenen Mist gewachsen. Ich beanspruche daß vollständige Copyright dafür. Der Preis für das Lesen dieses Dokumentes ist eine E-Mail an die Adresse 'SELFSITE@INFOSTAR.DE
Was die E-Mail enthält, ist mir völlig gleich. Lob. Tadel, Nichts. Nur würde ich gerne wissen, wer diesen Bericht alles in die Finger bekommt :-)

Dieser Bericht darf beliebig kopiert und weitergegeben werden.
Eine Reproduktion auf Papier ist genauso zulässig, wie die Speicherung und Weiterverbreitung in ComputerSystemen.

NICHT ZULÄSSIG ist die Änderung des Textes oder das Entfernen meines Copyrights.


Prolog

Dieser Bericht ist meine persönliche Meinung. Er soll dem geneigten und interessierten Leser einen Einblick in die Schwierigkeiten, die Probleme und in die Freude vermitteln, die beim Aufbau einer eigenen WebSite entstehen. Unter WebSite ist hier ein kompletter Dienst zu verstehen: Mit eigener Standleitung ins Internet, eigenem Rechner, einem Lokalen Netz und zusätzlichen Usern (Klienten), WWW-Server, FTP-Server, MAIL-Server und NewsServer.

Ich bin kein Journalist und habe diesen Bericht 'einfach hingehauen'. Darum genügt er weder literarischen Ansprüchen noch ist er Korrektur gelesen. Er enthält also auch genug TippFehler.

Ich weise JEGLICHE Verantwortung für das Lesen und Handeln nach meinem Schema von mir. Dies ist keine verbindliche BauAnleitung, sondern ein Erfahrungsbericht. Obwohl ich mir Mühe gegeben habe, ihn vollständig zu gestalten, habe ich vieles aus der Erinnerung geschrieben. Es kann also beliebig viel falsch sein.

Alle auftretenden Personen existieren und sind real. Es liegt mir fern, jemandem zu schaden. Ich bin aber so frei, von Produkten und Diensten die ich verwendet habe, hemmungslos zu schwärmen.
Sollte ich jemandem auf die Füße getreten haben, so bitte ich jetzt schon um Verzeihung und gelobe Besserung. Haltet mir meine idealistische Absicht zu gute.

Im Laufe der Lektüre meines eigenen Berichts bin ich zur Auffassung gelangt, daß es für sehr viele WWW-Anbieter wohl der bessere Weg ist, doch die Dienste eines Providers oder einer Consulting-Firma in Anspruch zu nehmen. Denn 'wirtschaftlich' war mein Projekt auf keinen Fall. Und wer 'nur' Marketing im Internet machen will, mit Technologie aber nichts am Hut hat, ist dort sicherlich besser aufgehoben.
Speziell diejenigen, die jedoch einen eigenen, kleinen Firmen-Server aufbauen wollen, finden hier sicherlich wertvolle Hinweise. Und für _die_ ist der Bericht eigentlich auch geschrieben. Ich hoffe, daß ich den Internet-Providern und Beratern hiermit nicht 'die Butter' vom Brot nehme, denke aber, daß deren Geschäft so blühen wird, daß mein 'Senf' auch keine Rolle spielt.

Da ich auch gerne philosophiere und eine ausgesprochen eigene Meinung habe, schweife ich immer wieder ab. Ich bitte dies zu verzeihen. Ich hoffe aber, daß das den Text so locker gestaltet, daß er auch gerne gelesen wird.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen !


Schuld war eigentlich die Telekom

Ich bin einige Monate durchs Internet gebraust, aber am 1.Januar 1996 war Schluß mit lustig. Ich dachte mir schon, daß meine nächste TelefonRechnung fürchterlich werden würde. Aber als ich sie Mitte Februar in den Händen hielt, traute ich zuerst meinen Augen nicht: Über 400 DM, statt 120-150 DM in den VorMonaten. Und das nur auf meiner Modem-Leitung im HobbyKeller. Aber Rache ist süß - dachte ich. Es wird Zeit für die StandLeitung. Und für den eigenen Server. Und für Internet auf dem Schreibtisch in der Firma. Und so nahm das Ganze seinen Lauf:


Die Ziele der ganzen Angelegenheit:

Ich hatte drei Ziele ganz klar vor Augen:

Zum ersten wollte ich einen eigenen WWW-Server haben. Denn in unserem Hause sind vier Firmen, die alle gerne im Internet vertreten wären. Hierbei geht es hauptsächlich um Marketing, also Angebote und Informationen. Da alle Firmen teuere Geräte und SpezialAnfertigungen machen, ist wohl nix mit Bestellung über KreditKarte. :)

Zum zweiten läuft mein kleiner OnLineDienst "Die HolzBox" in der letzten Zeit sehr ruhig - und das Internet boomt. Also sollte wohl die HolzBox (eine MiniDatenBank) auch über das WWW erreichbar werden. Mehr Kundschaft ist natürlich das Ziel der Sache.

Zum dritten wollte ich, daß endlich alle Mitarbeiter ihren eigenen Internet-Anschluß auf ihrem PC haben. Denn wenn ich 10-15 Mitarbeiter mit 35 DM/Monat plus Telefonkosten rechne, kommt ganz schön was zusammen.


Die Forschung

Ich habe natürlich einige Zeit im Internet damit verbracht, mich erst mal schlau zu machen, was überhaupt alles benötigt wird. Das waren schon ca 8 Wochen (abends und nachts bis 3 Uhr früh) Arbeit. Aber danach war ich schon wesentlich schlauer. Hilfreich waren natürlich vor allen Dingen CompuServe, AOL, Yahoo und Lycos.


WWW

Zu erst lief mir in einer Bibliothek als Neuzugang ein FreeWare-WWW-Server über den Weg. Wenn man weiß, wie ein Teil heißt, findet man es auch im Internet wieder. So spart man sich den Download über CompuServe - <Seitenhieb> der ja leider in der letzten Zeit mehr als bescheiden war. </Seitenhieb> SERWEB ist ein nettes Teil, das als FreeWare zur Verbreitung bestimmt ist. Darum ist es natürlich auch auf unserem FTP-Server zu haben. Als besonderer Gag sind die SourceCodes dabei sind. Es ist schon etwas deprimierend zu lesen, daß der Autor es als 'ÜbungsAufgabe' realisiert hat, weil er sich in die WinSock-Programmierung einarbeiten wollte. Aber es _funktioniert_.


Der erste TestAufbau

Zu Versuchzwecken habe ich einen zweiten Rechner verwendet. Beide liefen unter Win/95, sind über Ethernet verbunden und habe beide TCP/IP auf die NetzwerkKarte gebunden. Mangels eigener InterNet-Adressen habe ich 1.1.1.1 für den Rechner mit dem Server und 1.1.1.2 für den Klienten verwendet. Natürlich hat sich sofort nach dem Neustart eine DialogBox gemeldet "Kann DHCP-Server nicht finden...."! oder so ähnlich. Es dauerte ein wenig, bis ich diese Meldungen wieder losgeworden bin. Man muß in den TCP/IP-Eigenschaften den Bezug einer IP-Adresse über den DHCP-Server explizit abschalten. Natürlich funktionierte nach der Installation des TCP/IP auf die NetzwerkKarten mein Dial-Up-Zugang zu meinem Provider nicht mehr. Aber das war ja auch eher normal. Aber merkwürdigerweise kann Win/95 auch gleichzeitig Ethernet _und_ DialUp verwenden. Es dauert nur ein wenig, bis man die SubNet-Masken richtig eingestellt hat :-)


Die ersten HTML-Seiten.

Um nun auch einige Seiten auf den Server zu nageln, benötigt man HTML-Editoren. Ich habe mir sofort drei Stück gesaugt (Viel bringt viel). HtmlEasy und WebSpin sind zwar lustig, im Endeffekt aber reine ASCII-Editoren, die immer einen Browser (normalerweise Netscape) benötigen, um die erstellte Seite anzuschauen. Nur einige Zusatzfunktionen helfen beim Erstellen der besonderen HTML-Markierungen. Ganz anders dagegen LiveMarkUp, ein WYSIWIG-Editor. ich habe mich sofort in das Teil verliebt. Man addiert HTML-Elemente (Linien, Textblöcke, Überschriften, Grafiken), und sieht auch sofort, wie das ganze 'ungefähr' aussehen wird. Damit waren im Nu drei, vier Seiten 'zusammengenagelt'. Bis ich den Trick raushatte, wie man HyperLinks vergibt, hat mich allerdings zwei (weitere) graue Haare gekostet. Daß man einen Text markiert, mit der rechten MausTaste anklickt und dann 'Create HyperLink' anklickt, ist wenig einsichtig. Denn in _keinem_ Menü ist irgend was von Hyperlinks zu sehen. Aber immerhin habe ich es gefunden....
Ach ja: LiveMarkUp hat die unangenehme Eigenart, sich nur 30 Tage lang zum Versuch freizugeben. Und das erneute Installieren hilft auch nichts. Denn die Jungs schreiben sehr viel Kram in verschiedene Dateien. Für diejenigen, die das genauso ärgert wie mich, hier noch kurz einige Files, die bei der Installation verändert oder erzeugt wurden: c:\dos\~***.tmp-Dateien, c:\win95\laser.dat, c:\win95\win.ini, c:\win95\powerpnt.ini, c:\win95\wavemix.ini, c:\win95\programm-gruppe. Nach dem Löschen dieses Mülls und des Verzeichnisses selbst, kann man auch Markup wieder 30 Tage lang verwenden. Ich habe das Teil sowieso gekauft, weil es seine $49 wirklich wert ist. Geärgert hat mich nur, daß die Jungs unbedingt ein FAX haben wollten. Als ob es GO SWREG oder Internet-Mail nicht gäbe :-(
Aber nun den NetScape auf dem Klienten angeworfen und als Adresse: http://1.1.1.1/home.htm angegeben, und meine MiniHomePage war da. Das erste Erfolgserlebnis.
Natürlich habe ich sofort die Telefonleitung im Hause für das zweite Modem requiriert und mich dort bei CompuServe eingewählt. Der Server über DialUp an den Münchner Provider, die dort verteilte IP-Adress bei CompuServe eingetippt: Es ging auf Anhieb... Ich war beeindruckt. So einfach habe ich mir die Sache eigentlich nicht vorgestellt. Aber es gab mir neuen Auftrieb zu weiteren Untaten:


Der FTP-Server

Es war reiner Zufall, daß ich einige Wochen zuvor bei AOL aus irgend einem Grunde eine Datei gesaugt hatte, die von sich sagte, sie sei ein FTP-Server. Also das Ding rausgekramt. Die längere Geschichte, die sich um 15 SyQuest-270-MB-WechselPlatten dreht, will ich hier verschweigen. Aber nachdem ich das Teil wieder gefunden hatte, ließ es sich sofort installieren. Von der Alternative, eine Test-Version mit nur einem User oder aber eine TestVersion für nur eine Stunde aktive Zeit zu haben, wählte ich die letztere. Auch FTP lief ohne die geringsten Probleme. Auf Anhieb. Der Serv-U-FTP-Server wird laufend weiter entwickelt. Und für $29 (GO SWREG), ist er jeden Pfenning wert. Außerdem gibt es 'lebenslängliche UpdateGarantie'. Ich hoffe, Rob Beckers lebt recht lange :-)


Der MailServer

Der MailServer lief mir auch bei CompuServe über den Weg. Also sofort gesaugt und probiert. In der DemoVersion kann er nur einen User, aber ich dachte, das reicht schon zum Probieren. POP-3 über den Forte-Agent lief ohne Probleme. Und der SMTP-Versand über den Provider tut auch ohne zu mucken.


Der WebServer

Ich habe unterdessen aus einer NewsGroup heraus gefunden, daß der O'Reilly-WebServer 'WebSite' ganz ordentlich sein soll. Es gibt eine ProbeVersion, die ich sofort sauge. Das Teil läuft auf Anhieb, hat CGI, BenutzerVerwaltung, Zähler, und viel mehr, als ich im Moment brauche. Auch frißt er die selben Seiten, die auch SERWEB mochte. Toll. Bleibt also in der engeren Wahl.


Die Internet-Connection I (Provider)

Es braucht nun eine StandLeitung ins InterNet. Und einen passenden Provider dazu. Da man ja noch keine Ahnung hat, wieviel man braucht, und wieviel Traffic über diese Site laufen soll, wollte ich keine VolumenAbrechnung machen. Leider hat mein PrivatProvider (CCN-München) keine PauschalTarife. Und EUNET mit 3800 DM/Monat für eine Bandbreite von 32 kBit erschien mir doch ein wenig zu teuer. Aber ich hörte von Herbert (der kommt noch öfter vor), daß es auch einen Anbieter gibt, der KomplettAngebote macht. Ein wenig im Net gestöbert und schon ist Contrib.Net gefunden. Der POP hier in München ist TouchNet. Der Griff zum Telefon ist einfach. Und Herr Weiß (später Stefan) ist enorm freundlich. Er erklärt viel und sagt auch, was er nicht hat. Auch die Güte seiner Anbindung an Contrib.Net ist kein Geheimnis. 128 kBit gehen nach Frankfurt. Das Angebot ist mit DM 895/Monat recht günstig. Dafür bekomme ich bei Ihm eine analoge Standleitung, wenn ich die Modems selber stelle. Ob 14.4-Modem oder 28.8-Modem ist ihm egal. Auch gut, denke ich mir. Nachdem ich noch weitere POPs probiert habe, entscheide ich mich doch für TouchNet. Ich weiß, daß CCN mit einer 2 Mbit-Line an MAZ-Hamburg hängt, aber auch daß MAZ derzeit eine SpitzenPresse hat und so auch total überlaufen ist. Also TouchNet. Mit Herrn Weiß kann man reden. Er richtet noch während des Anrufes einen TestAccount für DialUp für mich ein. Ich kann also ein wenig probieren. Das tue ich auch. Und es sieht gut aus. Also weiter im Protokoll.


Die InternetConnection (Telekom)

Anfang Januar war es schwer die Telekom überhaupt telefonisch zu erreichen. Die ertranken gerade in Beschwerden über die neuen Tarife. Und auch ich hatte einige Probleme, Auskunft zu bekommen. Denn Noch im November'95 war nicht bekannt, wie die Tarife für 96 aussehen würden. Aber Anfang Januar war das kein Problem mehr. Schon der sechste Ansprechpartner war kompetent. Und zwar wie ! Ich war echt überrascht. Daß ich ein Formular per Fax bekomme, ausfülle, unterschreibe und zurückfaxe, damit es möglichst schnell geht, war ich einfach nicht gewohnt. Aber Herr Siegmund ist einer der Telekom-Mitarbeiter, die einem den Glauben zurück geben, den einem Herr Sommer genommen hat.
Natürlich wird eine Standleitung nach Länge berechnet. Und für Modem-Betrieb benötigt man eine Leitung vom Typ "Standard-FV Analog G".
Die kostet mich von München Moosach zum Götheplatz (8 km) 190 DM/Monat. Das billigste ist übrigens DM 100/Monat. bis zu drei Kilometer. Dann jeweils 30 DM mehr pro Kilometer. Zuzüglich 450 DM für die Installation pro Ende. Also 900 DM EinrichtungsKosten.
Die Bestellung habe ich am 9. Januar weggefaxt. Am 26. Januar kommt die Bestätigung, daß am 5.2. die Leitung installiert wird.

ISDN ist übrigens ein wenig teurer. Für die selbe Entfernung würde ich bei 300-400 DM/Monat liegen. Aber TouchNet will dann 4025 DM (brutto) /Monat haben. Und das ist mir dann doch zu viel.


Der ModemKauf

Herr Weiß von TouchNet weiß auch keinen guten Rat, welches preiswerte Modem für die Standleitung in Frage kommt. Aber er sagt, daß die US-Robotics-Courier V34 sehr einfach zu konfigurieren sind. Auch sollen sie sehr gut sein. Dafür halt ein wenig teurer.
Also gut: POINT in München (hat übrigens die selben Preise wie Riedbauer) hat welche am Lager. Ich fahre (am Samstag morgen mit dem Taxi) in die Stadt in hole die Dinger ab (zwei). Als Reserve nehme ich noch ein ZyXEL 28.8 mit. Man weiß ja nie :-)
Hoffentlich klappt das. Ich habe den größten Bammel vor der Inbetriebnahme der Standleitung.


Die Internet-Anmeldung

Herr Weiß bei TouchNet arbeitet rationell. Ich geben ihm alle Daten, die er braucht am Telefon. Er tippt sie sofort in seinen Rechner. Das hört man. Klingt gut. Das ist wenigstens sofort erledigt. Man hört immer schön die ENTER-Taste , wenn er sagt "erledigt" :-)
Ich möchte verschiedene Domänen-Namen anmelden. Ich weiß schon, daß ich "INFOSTAR.DE" haben möchte. die ist auch frei, das weiß ich. Denn beim deutschen NIC (http://www.nic.de) findet sich kein InfoStar. In USA beim InterNic (http://rs.internic.net) leider schon. InfoStar ist eine Firma irgend wo auf dieser Welt. Egal. Meine OnLineDatenBank heißt so, jetzt also dann auch im InterNet.
Es ist schon sehr praktisch, wenn man wissen will, ob ein Name schon vergeben ist. Man muß nur die SuchSeiten beim InterNIC und beim deNIC besuchen und eine Suchanfrage starten. Dann weiß man sofort, ob der eigene (WunschName) noch verfügbar ist.
Jetzt habe ich da noch drei weitere Firmen im Hause, die auch Namen wollen. OK. MueTec wird easy. Die brauchen MUETEC.COM und MUETEC.DE. Schwieriger ist die Geburt bei EBS. Die machen was mit Thermografie, also mit infraroter WärmeBildMessung. Und das schreibt man international anders als deutsch. EBS ist natürlich schon vergeben. EBS.COM und EBS.DE sind fort. Also muß ein zusammengeetzter Name her: EBS-THERMOGRAPHY.COM und EBS-THERMOGRAFIE.DE. Der Vorteil ist, daß nun jede Suchanfrage bei YAHOO oder LYCOS & Co. zum Thema Thermografie jetzt weltweit die EBS als Ergebnis bringen wird. Nur was mit den Leuten ist, die TERMOGRAFY schreiben, weiß ich noch nicht :-)
Bei ESP ist die Sache auch Problematisch. Die machen was mit TelefonMeßtechnik. Also soll der Name ESP-TELEKOM.DE her. Na schön. Aber als englische Domain drücke ich ihnen ESP-TELE.COM auf. Ein netter Gag - finde ich :-)
Herr Weiß von TouchNet nimmt alles geduldig auf. Und er meldet die Namen bei den entsprechenden Organisationen an. Er weiß, wie man die Formulare ausfüllt. Außerdem ist er (über Contrib.Net) Mitglied beim deutschen NIC. Das soll so ca. 6000 DM/Jahr (oder mehr) kosten. Dafür darf er dann auch Formulare ausfüllen. Na schön - jetzt weiß ich wenigstens, warum die deutschen DomainNamen so teuer sind. Was das deNIC mit dem Geld tut, weiß ich allerdings bis heute nicht. Mal sehen... :-)

Ich bekomme auch sofort ein kleines SubNetz von Herrn Weiß. Es wird die 194.77.16.48 - 63 sein. Eigentlich zu klein, diese 16 Adressen, aber mehr hat er derzeit nicht. Die Vergabe der Adressen wird jetzt restriktiver gehandhabt, weil die Adressen ausgehen :-( Aber ich bekomme später ein Netz mit 32 Adressen. Das reicht uns dann erst mal.


Der Router

Stefan (Gerstendörfer) sagt, die Anbindung vom Modem auf unser HausNetz ist kein Problem. Da nehmen wir einen ganz kleinen, alten PC (386er) mit V24 fürs Modem und einer NetzwerkKarte fürs LAN. Dazu KA9Q als Router für MsDos. Und dann kriegen wir das schon hin.
Er ist da ganz optimistisch. Ich weniger - denn das ist mir ein Graus.
Gott sei Dank gibt es da noch Herbert und Harry. Und Herbert sagt, KA9Q können wir schon nehmen, er würde aber lieber LINUX auf dem PC laufen lassen. Da das Ganze hier ja auch zum Sammeln von Erfahrung gedacht ist, sage ich: OK. Da er noch kein LINUX hat (kicher) werden wir wohl mit KA9Q beginnen.
Der Router wird folgende Aufgabe haben: Wir haben im Haus zwei getrennte NetzWerke (LAN). Im ersten Stock fahren wir nur Windows/Win95. Im EG Novell, Windows und Apples. Da beide Netze schon 180 Meter lang sind, wollen wir sie nicht zusammen stecken. Also bekommt jedes Netz seine eigene Karte im Routing-Rechner. Und das StandLeitungsModem kommt an die COM/2 des Rechners. Die Routing-Software (KA9Q) ist FreeWare und liegt auch auf unserem FTP-Server rum. Sie akzeptiert Daten von der Standleitung (Internet) und sendet sie auf das richtige LAN. Und von einem LAN kann man auch aufs InterNet raus oder aufs andere LAN. Alles eine Frage der Konfiguration des KA9Q. Gesaugt haben wir KA9Q schon per InterNet. Finden war mit YAHOO kein Problem. Anscheinend hat Herbert sogar schon das Handbuch gelesen. Denn er kennt sich prima damit aus. Aber das weitere zum Thema Routing ist sein Baby. Soll er darüber schreiben. (Er hat gesagt, er tut das auch noch :-)


Der erste Server

Ich habe meinen Rechner von Zuhause wieder mit in die Firma mitgenommen. Er ist ein alter 486/66 mit 8 MB Speicher, zwei mal 500 MB Festplatte und läuft unter Win95. Das ist kein Ruhmesblatt. Aber bei unserer AnalogVerbindung muß er erst mal reichen. WebSite, Mail und FTP sind bereits installiert. Es kann also los gehen.


Der erste Router

Ich habe keinen 386er mehr :-( Also nehmen wir meinen uralten 486/33 mit 500 MB und 8 MB ArbeitsSpeicher. Dann macht das Routing wenigstens Freude. Und wenn erst mal LINUX drauf laufen soll, ist das sowieso besser.


Die erste Connection.

Es ist Montag der 5. Februar. Am Donnerstag war ein freundlicher Herr von der Telekom da. Er hat sich durch das Kabelgestrüpp der Tf-Leitungen durchgekämpft und eine normale TF-Dose an unsere Wand genagelt. Er meinte, auch wenn am Montag Übergabe wäre, würde keiner mehr vorbei kommen. Er hatte recht. Am Montag abend war die Sache geschaltet.

Mit Herrn Weiß am Telefon haben wir erwartungsvoll die Modems angesteckt. Angeblich ist die Standleitung ja nix weiter als 8 km Draht. Was wir da wohl für einen Connect zusammen bekommen ? Wenn überhaupt?
TerminalProgramm angeworfen, Modems eingeschaltet. Es pfeift ganz fürchterlich. Und ganz anders, als man es sonst so von Modems kennt. Aber die AT&L1 schaltet den Standleitungsbetrieb ein. Und der klingt nun mal anders. Auch ist das USR-Courier imstande, eine verloren gegangene Verbindung selbständig wieder herzustellen - angeblich.
Und tatsächlich: Wir bekommen auf Anhieb einen Conenct mit 28.800 Baud ! YIPIEEEE

Jetzt sitzen Herbert und Harry am Router und baut ein Script, damit die Verbindung aufgebaut wird. Da wir ja nicht wählen müssen, muß das hier anders gehen. Wir nehmen DTR kurz weg und setzen es wieder. Dann warten wir 60 Sekunden auf 'CONNECT'. Und das geht einfach so - nach ca. 2 Stunden :-)
Jetzt müssen wir noch die Netze aufteilen. Da wir zwei LANs haben, bekommt jeder Stock 8 Adressen. EG hat: 194.77.32.48-55, ich kriege 194.77.56-63.
Leider braucht der Router, der jetzt als unser GateWay fungiert, auch eine Adresse. Wir nehmen die 48 und die 56. Daß Windows die niedrigste Adresse, also das GateWay, nicht pingen kann, merken wir erst viel später. Wir haben übrigens von TouchNet auch noch eine GateWay-Adresse bekommen. Das ist der ModemPool-Server dort. Da hängt unser Modem mit drauf.
Herbert erklärt mir, daß die höchste Adresse in einem SubNet (also die mit lauter Einsen am Ende), also bei uns die 63 und die 55 für BroadCasts reserviert sind, also auch nicht zur Verfügung stehen. Wir haben jetzt also nur noch 2x6 = 12 Adressen von unserem SubNetz über.
Der WebServer kriegt die 194.77.32.62. Und er funktioniert auf Anhieb.
Win95 mitzuteilen, daß es jetzt statt DialUp über LAN auf TCP/IP gehen soll, mit der IP-Adresse 194.77.32.62, dem GateWay 194.77.32.56 und der NetzMaske 255.255.255.248 ist ein Klacks.
Als NameServer nehmen wir den von TouchNet. Das ist zwar blöd, weil jede DNS-Anfrage jetzt über Modem raus geht, aber es geht auch so.
Der Zugriff von aussen geht auch ohne Probleme. Ich benutze meinen Account bei CCN um die Sache zu prüfen - klappt - einfach so.

Ich will jetzt noch den FTP-Server aktivieren. Geht ohne Probleme. Nur der MailServer nicht. Er sagt, daß die ProbeZeit abgelaufen ist. Also stelle ich die Uhr um zwei Monate zurück. Denn im Dezember durfte ich doch noch. Jetzt geht der MailServer nicht mehr. Weil seine ProbeZeit noch gar nicht begonnen hat. Den rauszuwerfen ist nicht ganz einfach. Weil er sich in der Registry von Win95 einträgt. Aber mit Hilfe von Atrium-Software schaffe ich das auch. Dafür darf der WebServer jetzt 45 Tage lang benutzt werden <ROFL>. Dem FTP-Server ist das alles wurst. Der geht nach einer Stunde OffLine, und das reicht mir zum Spielen.

Außerdem ist jetzt Zeit zum Einkaufen. O'Reilly's WebSite: via FAX & KreditKarte. Mercur-Mail: Telefonisch und KreditKarte, SERV-U-FTP: CompuServe GO SWREG. <Uff> Jetzt wirds amtlich.


Die nächsten Tage

Der Reihe nach trudeln die verschiedenen Lizenzen und Registrierungen ein. WebSite kommt per Packet aus USA :-) Verzollt :-) Und die Spedition macht ein RiesenTrara, denn da ist ein T-Shirt als WerbeGeschenk dabei. Und ich muß nun versichern, daß das ein geschenk ist <ROFL>.

Irgend wie will ich nun die E-Mail-Klienten in Betrieb nehmen. Ich nehme 5 Leute auf und baue eine MailingListe für alle Teilnehmer im Haus. Leider bekommt der erste, der sich einloggt und per POP3 Mail abholt, die gesamte Mail aller und die Mail der MailingListe. Auch andere Sachen sind nicht ganz klar. Diverse Telefonate und E-Mails mit Atrium-Software zeigen mir, daß ich halt doch zu blöd bin. Wenn ich keine internen Postfächer für die User definiere, liegt eben alles für jeden bereit. RTFM könnte man da sagen - Plausibilitäts-Kontrollen ist meine Antwort. Aber die Anregung hilft. Im nächsten Upgrade ist das interne Postfach automatisch eingetragen. Also helfen Anregungen doch - wie schön. Das spornt gewaltig an.

Aber irgend wie habe ich den MailServer noch nicht ganz im Griff. Und als ich anfange, nach einem NewsServer zu suchen und feststelle, daß es so was für Win95 nicht gibt, fange ich an, mir Win/NT zu wünschen.


Windows/NT

Schon vor Weihnachten haben wir 2 Win/NT-Server mit jeweils 5 Client-Lizenzen zum Spottpreis vonn DM 650/each erworben. Jetzt fehlt mir nur noch der Rechner dazu. Sollte schon was erwachsenes sein, denke ich mir. Denn morgen ist er sonst auch wieder AltEisen. Eine 133Mhz/P5 wäre gerade recht. Ist aber im Moment sehr gefragt und nicht sofort lieferbar. Also rein ins Auto, in die Stadt und das Bahnhofsviertel umkreist. Bei ESCOM gibt es für 2700 DM (brutto) ein Frühlingsangebot. Pentium/166 mit 8MB, 1GB, IntelMainBoard und Quad-CdRom - ohne 14" Monitor :-). Eingepackt. Um die Ecke 8 MB Memory gekauft (hatte ESCOM gerade nicht da). Ein Netzteil für einen alten Rechner, bei dem der Monitor jittert, was aber - wie ich später sehe - nicht am Netzteil liegt, rundet den Einkaufstag ab. 3 Stunden. Gute Leistung.

Noch am selben Abend geht der Server in Betrieb. Auf die Schnelle interessiert mich nur ein NewsServer. Die alte WebSite läuft ja halbwegs brauchbar.


Der NewsServer

Wenn schon, denn schon ist das Motto. Ich will mir einen NewsServer aufbauen, damit meine Mitarbeiter und ich selbst die News schnell über LAN holen können. Der NewsServer soll die Sachen gemütlich des nachts über die langsame Internet-Connection holen. Außerdem kann ich vielleicht eigene, lokale NewsGroups aufmachen - mal sehen. Soweit so gut.
Ich finde in der NNTP-NewsGroup Hinweise auf zwei NewsServer: NNS (von Netmanage) ist FreeWare. Also her damit. So eine StandLeitung ist was Tolles. Man saugt ganz entspannt. Kein Kostenzähler, keine Tf-Gebühren, alles im StandardPreis enthalten - wirklich ein tolles Gefühl.

Der NNS ist ein anderes Kaliber, als Mail, WWW oder FTP. Er wird über Dateien konfiguriert. So richtig mit dem Editor. Man merkt schon, da kommen Leute aus der UNIX-Welt. Aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul !

Es dauert schon einige Stunden, bis man ihn richtig konfiguriert hat. Aber dann merkt man, daß man zwar einen NewsServer hat, aber noch keine News herein bekommt. Denn zum 'Saugen' von News in den Server braucht man natürlich ein getrenntes Programm. Das nennt sich hier SLURP und ist natürlich auch als FreeWare erhältlich. Auch dieses Teil ist über Dateien zu konfigurieren. Es geht auch ganz gut. Bis ich allerdings dahinter komme, daß mein NewsFeed (ALT.NET) das Kommando NEWNEWS nicht mehr kann, weil es ausgebaut wurde, bedarf es einiger Tage und einer Korrespondenz mit ALT.NET. Dort antwortet einem der Präsident persönlich. Ist also auch nur ein ganz kleiner Laden - wie schön. Die mögen es natürlich nicht, wenn man für $5/Monat einen automatischen NewsSauger beschäftigt, aber bei meinem minimalen TestAufkommen geht die Sache noch. Wie schreibt er so schön: "We generally disencourage the use of full automatic NewsClients...". Aber ab $50/Monat kann man ja auch einen Profi-Account dort bekommen. Und dann darf man auch professionell saugen und weiter verteilen.

Zum Thema UseNet ist übrigens noch anzumerken, daß die Unsitte, NewsGroups nicht lokal anzubieten (etwa aus Furcht vor der bayerischen Staatsanwaltschaft) natürlich der Effekt entsteht, daß die nicht lokalen NewsGuppen dann über die verrücktesten Wege beschafft werden. Auf diese Art und Weise werden derzeit wohl diverse Gruppen (speziell der ALT.-Hierarchie) wohl zig-tausend-fach durch Internet geschossen, statt sie wie eigentlich vorgesehen schön hierarchisch und nur ein mal zu verteilen. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen mal überlegen, ob nicht wenigstens auf nationaler Ebene (DeCIX) wenigstens ein NewsServer mit Password-Protection zur Verfügung gestellt werden kann. Der Zugriff könnte wenigstens kindersicher gemacht werden. Aber auf diese Art könnte der derzeit sicherlich gigantische, unnötige NewsTraffic über Kontinente hinweg vermieden werden.
Bei einigen Providern (POPs), die sich die Mühe machen, ihre Logs und Statistiken sauber auszuwerten ist sicherlich zu verzeichnen, daß ein erheblicher Prozentsatz des Traffics durch unnötigen NewsTraffic verursacht wird.

Nachdem als NNS nun nicht imstande ist, bei ALT.NET News zu saugen, muß der ProfiServer auch noch probiert werden. (NetManage arbeitet übrigens auch an einer kostenplfichtigen Profi-Version, die im April'96 erscheinen soll). Aber der DNEWS-Server von NetWin-World präsentiert sich in genau der selben Form. Auch er ist über INI-Dateien zu konfigurieren. Auch das dauert (mit verschiedenen Versuchen) mehrere Stunden. Aber er hat den NewsSauger gleich mit eingebaut. Und es gibt auch eine eigene Mailing-List, aus der laufend Informationen und Beratungen kommen. Zwei Features macht den DNEWS-Server besonders interessant. Zum ersten speichert er immer 100 News pro Datei, die Platte wird also nicht so schnell mit MiniNews gefüllt, zum zweiten beherrscht er den sogenannten 'Dynamic Suck'. Das bedeutet, daß er nur diejenigen NewsGroups saugt, die auch wirklich abgerufen werden. Wenn also von 20.000 zur Verfügung stehenden NewsGroups nur 500 tatsächlich vom eigenen Publikum benutzt werden, werden auch nur diese geführt. Wie lange eine NewsGroup auch ohne Nachfrage weiter bereit gestellt wird, ist natürlich einstellbar. Genauso wie die Parameter, wie lange die einzelnen NewsGroups vorgehalten werden. Auch die Zeiten, zu denen News geholt werden sind programmierbar. Ich hole derzeit jede Stunde ca. 100 kB News. und die Last fällt fast nicht auf - so gut ist sie verteilt. Ein tolles Teil. Werde ich sicherlich noch kaufen. Ist für $500 für eine unbeschränkte UserZahl sicherlich nicht überbezahlt. Und dürfte doch weniger Management erfordern, als andere NewsServer - glaube ich :-)

Natürlich habe ich noch keine tiefschürfende Ahnung vom UseNet. Aber ich sehe schon, daß der NewsServer einen erheblichen Teil der ArbeitsZeit beim Administrieren der Site verschlingen wird. Trotzdem glaube ich, daß ich ihn anbieten werde. Denn die schwache analoge Zuleitung ist natürlich ein Engpass, der richtig ekelhaft wird, wenn 5 meiner Mitarbeiter anfangen, regelmäßig größere NewsGroups zu saugen. Und alleine mein persönlicher Bedarf an de.admin.* - Gruppen ist doch erheblich....


Mail auf WIN/NT.

Im übrigen läuft der Mail-Server auf NT wesentlich stabiler als auf Win/95. Vermutlich habe ich Win/95 nicht so ganz im Griff. Aber es soll auch noch eine neue Version von Atrium geben. Die Jungs dort (sehr nett) sagen, sie hätten über 100 Server für NT und über 80 für Win/95 draußen. (Stand Anfang März'96, Tendenz: schnell wachsend). Und sehr wenig Probleme damit. Das glaube ich ihnen auch. Obwohl der Exchange-Klient meiner Sekretärin nach wie vor erhebliche Probleme hat. Aber nachdem der MS-Explorer auch nicht imstande ist, bei anonymous-ftp die eigene MailAdresse sauber zu übermitteln (WWWuser@ ist schon blöd) liegt der Fehler wohl eher bei MicroSoft. Die ansonsten sehr gute HotLine von Win95 erklärt sich natürlich für solche Probleme für nicht zuständig. Das sei kostenpflichtiger Support. :-( Also soll man MicroSoft sogar noch was dafür bezahlen, daß man Ihnen die Fehler in ihrer Software mitteilt. Aber immerhin habe ich es geschafft heraus zu finden, daß der FTP-Effekt nicht abstellbar ist, weil 'WWWuser@' nirgendwo gespeichert ist.
Besonders nett von Atrium fand ich übrigens, daß ich ohne Aufpreis auf die Win/NT-Version upgraden durfte. Die Registrierung ist für beide Software-Versionen gültig. Finde ich toll. Weiter so - Jungs. Ihr packt das!


Die Multi-WebSite:

Es ist nun an der Zeit, daß MUETEC und EBS eigene WebSites bekommen, und nicht nur in einem Unterverzeichnis von Infostar herum liegen. Die beide schon eigene Domain-Namen haben, brauche ich nur noch andere IP-Adressen. Leider habe ich immer noch kein größeres SubNetz. Und die IP-Nummern sind unter dessen _alle_ vergeben :-(
Also Stefan bei TouchNet) angerufen. Seit einem netten Abend im Internet-Cafe und zwei interessanten Tagen auf einem Internet-Workshop bei Burda sind wir per du. Irgendwie erinnert er mich an Dirk Bach. Er sieht auch sehr ähnlich aus. Und hat das selbe sonnige Gemüt. So richtig mit guter Laune. Er hat mir erklärt, daß der Name 'TouchNet' daher kam, daß er eigentlich ein Provider 'zum Anfassen', also mit sehr persönlicher Bindung sein wollte. Er hat das unter dessen etwas reduziert, weil er wohl vor lauter Kontakt zu seinen Kunden zu nichts mehr gekommen ist. Trotzdem ist das Verhältnis zu ihm irgendwie sehr persönlich. Er war einer der ersten Provider in München, hat enorme Erfahrung und ist wohl noch zu einem ganzen Stück Idealist im Internet. Also einer von den Typen, vor denen die neuen kommerziellen GroßAnbieter noch Respekt haben. Ich hoffe, das bleibt auch so. Denn die Internet-Gemeinde lebt praktisch nur vom persönlichen Einsatz der Teilnehmer.


Stefan gibt mir die Ansprechpartner bei Contrib.Net und bei Tip.Net, die wohl für die Verzögerung bei der Zuteilung der kleinen C-Netze zuständig sind. Eine kleine ProtestMail ist schnell abgesandt. Natürlich weiß keiner Bescheid. Denn ich bin ja ein NoBody für die. Aber Stefan klärt schnell und nun warte ich wieder. Man merkt, daß die Verwaltung im Internet nicht straff organisiert ist. Und lernt daraus, daß man sich bei solchen Dingen auf eine gewisse Wartezeit einstellen muß. Aber das macht nichts, wenn man nicht unter großem Druck steht. Außerdem ist mir ein chaotischer Apparat irgendwie sympatischer als der deutsche AmtsSchimmel. Der funktioniert zwar besser, ist aber per Saldo wahrscheinlich auch nicht schneller. Und nicht per E_Mail erreichbar :-)

Eine weitere Woche ist rum. Nun wird es eng. Ich bitte Touch.Net um Hilfe. Und Stefan tut was er kann. Er zwackt irgend wo 16 weitere Adressen ab und routet sie auf unsere Leitung. Am Telefon. Innerhalb von 10 Minuten. Hut ab! Natürlich darf ich die nicht auf Dauer behalten, aber das macht nichts. Jetzt ist mir erst mal aus der Bredouille geholfen. Noch in der nächsten Nacht gehen vier weitere Mitarbeiter ans Netz. Und die anderen werden auf das neue Netz geändert. Jetzt habe ich alle 'Teilnehmer' im neuen Netz. Ordnung muß sein :-) Und das alte Netz ist jetzt frei für die Server. Jetzt kann ich endlich der WebSite zusätzliche Identitäten verpassen.

NT und WebSite sind ein tolles Gespann. Ich konfiguriere TCP/IP auf dem NT-Server so, daß er zwei weitere IP-Adressen als sein Eigentum betrachtet. Auf diese Adressen hat TouchNet bereits die WWW-Domains von WWW.MUETEC.COM und WWW.EBS-THERMOGRAPHY.COM umgelenkt. Anfragen an diese WebServer kommen jetzt also auf verschiedenen IP-Adressen bei meinem einen NT-Server an. WebSite ist mit 5 Klicks so konfiguriert, daß MUETEC ein eigenes Home-Directory hat. Jetzt noch die MUETEC-HomePage in dieses neue Verzeichnis kopiert und schon läuft der eigene WebServer von MUETEC. Eine Sache von 10 Minuten. Ohne den NT-Server runter zu fahren!
Mit EBS geht es genau so schnell. Jetzt sieht es im OuterSpace so aus, als ob beide Firmen komplett eigene Server hätten. Schick. Und die Verwaltung bleibt zentral auf meinem Server. Also einfach zu administrieren (verwalten).


LINUX kommt.

Unterdessen hat Herbert an einem WochenEnde den Router auf LINUX umgestellt. Ich weiß nicht, wie lange er dazu gebraucht hat. Aber nun stürzt das Ding wenigstens nicht mehr dauernd ab. Delikaterweise ist immer der NetwerkStrang, der zu Herbert und Harry ins EG führt abgestürzt. Oooooh. Aber nun läuft der Strang auch sauber. Nur noch das Hochschrauben der Baudrate zum Modem auf 57600 Baud fehlt noch. Aber da kommen wir auch noch hin.
Der Router (GateWay-Server) hat noch zwei weitere, nette Features bekommen. Er dient jetzt auch als NameServer. Er puffert zwar nur solange er OnLine ist, nach dem Abschalten und neu booten muß er sich wieder die externen Namen vom TouchNet-NameServer holen, aber das macht nichts. Er ist jetzt stabil und wird nur noch zu WartungsZwecken runter gefahren. Und für Erweiterungen. Und für Spielchen - wie für statistische Auswertungen.
Und Herbert hat seinen eigenen Weg gefunden, die Knappheit an IP-Adressen zu überwinden. Er verwendet für einige seiner Klienten jetzt dynamische IP-Adressen. Das wollte ich zwar nicht, aber die Erfahrung ist Gold wert - In einer Zeit der knappen IP-Adressen werden wohl die Klienten alle dynamische Adressen bekommen, die Server statische.


Die Bekanntmachung der WebSite

Nachdem schon jede Menge Leute auf meiner WebSite herum gesaust sind , frage ich mich, woher die kommen. (WebSite zeigt mir sogar deren Ursprung an :) - als IP-Adresse oder als Name + Domäne des Rechners. Allerdings oft genug ein Proxy-Server.)
Ich stelle in die meist besuchte Seite eine Frage, wie die Leute mich finden. Einer antwortet: Er habe mich über 'AltaVista' gefunden. Ich suche nach mir selber und finde mich schon. Dieser Suchrobot und AuskunftsServer ist auf Zack ! Aber ich melde mich bei ihm an und gebe ihm vernünftige Informationen über unsere Domains. Auch bei LYCOS geht das ganz einfach. Nur YAHOO will ganz genau wissen, wo er mich einsortieren soll. Das dauert fast eine halbe Stunde - über Standleitung :-)
Es ist übrigens ganz leicht, sich bei einem SuchServer anzumelden. Alle haben irgend wo einen Knopf 'Register New Site'. Kosten tut das auch noch nichts. Es läuft wohl alles über Sponsoring und Idealismus - hoffentlich noch recht lange.
Ich habe noch zig Seiten, wo ich mich überall noch bekannt machen kann/will/werde. Aber da ich es noch nicht gemacht habe, kann ich noch nichts darüber berichten.


Weitere Vorhaben

Irgend wann möchte ich noch Modems aufstellen, um auch eine Einwahl in meinen Server zu erlauben. Dann bin ich echter POP, also Internet-Access-Provider. Derzeit provide ich Access nur für meine Mitarbeiter - über LAN.
Außerdem möchte ich natürlich noch versuchen, andere Kunden zu finden, die auf meinem WebServer publizieren möchten. Aber das ist nun eher ein Marketing- und Design-Problem. Also 'normale' Arbeit, von der andere Leute mehr verstehen, als ich.


Die Werkzeuge

Natürlich habe ich einige Werkzeuge benötigt, um die ganze Chose hoch zu ziehen. Hier nur ein kleiner Abriss:
Der PING ist natürlich lebensnotwendig. Er ist bei Win95/WinNT automatisch mit dabei. Der TRACEROUT auch. Damit kann man schön sehen, wo entlang die ganzen Pakete laufen. Unsere Verbindung nach USA läuft über Frankfurt, Stockholm und NewYork. Die ins deutsche WissenschaftsNetz ist noch abenteuerlicher: Frankfurt - Stockholm - Paris - Cern (Schweiz) - München. Als NewsReader und Mail-Klient ist die VollVersion des FreeAgent, der Agent von FORTE ein wahrer Segen. Zur Überprüfung der Funktion des internen Netzes und der Router nach USA/WIN/... ist WATCH95 ein tolles Tool. Man kann selber eine Grafik malen (Topologie). Und ein Mausklcik (oder eine periodische Überwachung) zeigt einem sofort, welche Klienten aktiv sind, welche Server erreichbar sind und die Qualität/Auslastung der Verbindung. Für eine Alfa-FreeWare ein tolles Teil. Zum automatischen Abgrasen von WebSites ist die FreeWare 'NetBuddy' eine schicke Sache. WebWatch ist kostenpflichtige ShareWare. Viel eleganter. Kostet aber eben Geld. Der Mosaic-2.0-Browser mit seiner AutoSurf-Funktion ist turbo-gut. Und er WebWhacker ist gestern abend seine ersten Proberunden gelaufen. Scheint auch toll zu sein.


Mein KnowHow

Vieles von dem, was ich hier beschrieben habe, ist mir sehr leicht gefallen. Ich habe auch gut lachen. Als Diplom-Informatiker (Univ) mit 39 Jahren und 25 Jahren ComputerErfahrung hat man eben ein gerütteltes Maß an Erfahrung. Herbert ist erst seit einem Jahr Diplom-Informatiker. Aber ich denke, daß auch 'normalere' SelfMadeMen imstande sind eine WebSite aufzuziehen.
Man sollte den Zeitbedarf nicht unterschätzen. Aber es ist sehr lehrreich. Und man weiß hinterher wenigstens, wovon man spricht.
Nach 6 Jahren OnLine, 2 Jahren eigener OnLineDienst (HolzBox), aber erst 6 Monaten Internet-Erfahrung bin ich ein grüner Junge im OnLine-Business. Das weiß ich. Trotzdem glaube ich, daß mein Bericht für andere hilfreich sein kann.


Das dicke Ende

Das dicke Ende kommt jetzt. Und zwar sind der Reihe nach alle Rechnungen eingetrudelt. Ich zähle nicht meine (unzählbaren) nächtlichen Stunden und die ArbeitsZeit von Herbert und Harry. Nur die 'bezahlten' Kosten sollen hier aufgeführt werden. Für eine 'grobe Abschätzung':

Zwei Modems (US Robotics: Courier): DM 1900.-
Ein Modem Zyxel-28.8: DM DM 850.-

Einrichtung der StandLeitung: DM 900.-
StandLeitung pro Monat: DM 190.-

Einrichtung Provider: DM 862.-
Zuteilung Sub-Netz: DM 138.-
Beantragung von 6 Domänen: 6 x DM 138.-
Reservierung von 3 Domänen: 3 x DM 69.-
Monatliche Kosten Provider: DM 862.-
Monatliche Kosten für Domänen und Domain-Name-Service: 4 x DM 69.-

NT-Server (ESCOM-P5-166): DM 2700.-
20"-Monitor-CTX: DM 1698.-
8 MB Memory: DM 298.-
2 GB-Platte: DM 465.-
NT-Server-BetriebsSystem: DM 650.-

GateWay-Rechner (486/33): DM 1000.-
NetzwerkKarten: DM 300.-

Verwaltungs- und Test Rechner (P5/90): DM 2000.-

WWW-Server-Software WebSite (O'Reilly): $ 379
MAIL-Server-Software: Mercur-unbegrenzt (Atrium): DM 700.-
FTP-Server-Software (Serv-U): $29
NewsServer-Software (DNEWS): $485
Html-Editor-Software (Live-MarkUp): $49

Die Preise sind meist ohne MehrwertSteuer oder ohne Euro-Einfuhr-Steuer.
Sie galten im Februar/März 96. Und sie sind unverbindlich :-)


Epilog

Es machte und macht weiterhin Spaß, einen eigenen InterNetServer auf die Beine zu stellen. Ich bin mit meinem Provider mehr als zufrieden. Und ich hoffe, daß dieser Bericht auf fruchtbaren Boden fällt. Ich denke, ich gehöre zur Kategorie der Idealisten im InterNet. Obwohl ich natürlich auch kommerzielle Interessen verfolge, dürfte alleine die Tatsache, daß ich meine Erfahrungen in dieser Form veröffentliche, ein deutlicher Hinweis darauf sein.
Wir hier in Deutschland sind darauf angewiesen, das Wissen über das Internet möglichst schnell auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Und es gehört mit einigen Dingen aufgeräumt. Zum Beispiel mit der Unklarheit. Dazu soll dieser Bericht ein klein wenig beitragen.

Ich freue mich auf eure Kommentare zu diesem Bericht.


Danksagungen und Adressen

Herbert Krammer - für die Arbeit mit dem Router - und für den Spaß
Harry Roelle - für die Unterstützung, den Test und die Statistiken - und für den Spaß
http://www.esp-tele.com

Stefan Weiß (TouchNet) - für die Geduld, den Idealismus und die Preise - und für den Spaß - und den Durchsatz
Christian König (TouchNet) - für die Auskünfte
http://www.touch.net

Rob Liebwein - für die Provider-Listen und die viele Arbeit mit den HolzBox-Seiten.
mailto: Rob@Infostar.de

CCN-München, POP von MAZ. Herr Schiller, Herr Sauerteig - für meinen Privat-Account und für die Auskünfte - und für einen exzellenten NewsServer und einen tollen Durchsatz
http://www.ccn.de

TeamWare, München http://www.teamware.de
SpaceNet, München http://www.space.net
EUnet, Dortmunde http://www.eu.net
Für die Auskünfte.

Alt.Net für meinen privaten NewsAccount: http://www.alt.net

Herrn Broeske und Herrn Siegmund von Atrium-Software http://www.atrium.de
Für die Hilfe mit dem MERCUR-Mail-Server

O'Reilly für den WWW-Server: http://website.ora.com

Rob Beckers für der FTP-Server: http://catsoft.dorm.doke.edu

NetWin World für den DNEWS-Server: mailto: netwin@world.std.com

NetManage für den NNS-NewsServer http://www.netmanage.com

MySoftware für den Html-Editor: LiveMarkUp: http://www.interramp.com

Forte für den FreeAgent und für den Agent: htpp://www.forteinc.com

Dem InterNIC für sein Domain-Verzeichnis: http://rs.internic.net

Dem deNIC für sein Domain-Verzeichnis: http://www.nic.de

Herr Siegmund von der Telekom - für seinen außergewöhnlichen Einsatz.

Point-Computer in München, für die Modems


Jürgen Helbing, <InfStar>, [der mit dem Holz]

http://www.infostar.de
Infstar@Infostar.de

ees-GmbH
Wildermuthstrasse 88
D-80993 München
Tel.: 089/141 10 77
Fax.: 089/140 12 80


<EOF>